Verwerfung der Irrtümer

Nach Darlegung der rechtgläubigen Lehre verwirft die Synode die Irrtümer derer:

 

1.

Die lehren: Eigentlich könne man nicht sagen, daß die Erbsünde an sich hinreiche, um das ganze menschliche Geschlecht zu verdammen oder um zeitliche und ewige Strafen zu verdienen. Denn diese widersprechen dem Apostel, der sagt: Durch einen Menschen ist die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie alle gesündigt haben. (Röm. 5, 12) Und: Das Urteil ist gekommen aus einer Sünde zur Verdammnis. (Kap. 5, 16.) Und: Der Tod ist der Sünde Sold. (Röm. 6, 23.)

 

2.

Die lehren: Die geistlichen Gaben oder die guten Eigenschaften und Tugenden, wie: Güte, Heiligkeit, Gerechtigkeit hätten in dem Willen des Menschen, als dieser zuerst geschaffen wurde, sich nicht finden, und demnach auch bei dem Falle von demselben nicht getrennt werden können. Denn dieses stehet mit der Beschreibung des Bildes Gottes in Widerspruch, die der Apostel gibt Eph. 4, 24, wo er bezeugt, daß es besteht in Gerechtigkeit und Heiligkeit, welche ihren Sitz zweifellos in dem Willen haben.

 

3.

Die lehren: In dem geistlichen Tode seien die geistlichen Gaben nicht von des Menschen Willen getrennt, da der Wille an sich niemals verdorben gewesen sei, sondern nur durch die Finsternis des Verstandes und die Unordnung der Neigungen behindert und, wenn diese Hindernisse behoben seien, könne der Wille seine freie angeborene Kraft ins Werk setzen, das heißt, er könne allerlei Gutes, das ihm vorkomm?? aus sich selbst wollen und erwählen, oder nicht wollen und dem Zweck, daß man die Kräfte des freien Willens erhebt gegen den Ausspruch des Propheten: Trugvoll ist das Herz welchen (Kindern des Ungehorsams) wir auch alle weilan unseren Wandel gehabt haben in den Lüften unseres Fleisches, und taten den Willen des Fleisches und der Vernunft. (Eph. 2, 3.)

 

4.

Die lehren: Der unwiedergeborene Mensch sei nicht eigentlich und nicht ganz tot in der Sünde, oder aller Kräfte zu?? geistlich Guten bar, sondern er könne noch hungern un?? Dürften nach der Gerechtigkeit und dem Leben und ein Opfer eines zerschlagenen und gebrochenen Geistes, das Gott angenehm ist, darbringen. Denn dies alles streitet wider die klaren Zeugnisse der Schrift: Ihr waret tot durch Übertretungen und Sünden (Eph. 2, 1. 5), und: Alles Dichten und Trachten ihres Herzens ist nur böse immerdar. (1. Mose 6, 5 und 6, 21) Überdies, Hungern und Dürsten nach der Erlösung aus dem Elend und nach dem Leben, Gott das Opfer eines gebrochenen Geistes darbringen, ist den Wiedergeborenen eigen und denen die selig genannt werden. (Psalm 51, 10 und Matth. 5, 6.)

 

5.

Die lehren: Der verderbte und natürliche Mensch könne die allgemeine Gnade (man meint damit das Licht der Natur) oder die Gaben, die ihm nach dem Fall geblieben, so richtig(?)  gebrauchen, daß er durch diesen guten Gebrauch eine größere nämlich die evangelische oder seligmachende Gnade und die Seligkeit selbst nach und nach und stufenweise erlangen könne. Und in diesem Sinne erweise sich Gott seinerseits bereit?? Christum allen Menschen zu offenbaren, da er die zur Bekehrung nötigen Mittel allen hinlänglich und kräftig zur Hand stellt(?). Denn, abgesehen von der Erfahrung aller Zeiten, bezeugt auch die Schrift, daß dies unwahrhaftig ist. „Er zeigt Jak?? sein Wort , Israel seine Sitten und Rechte. So tut er kein?? Heiden, noch läßt sie wissen seine Rechte.“ (Psalm 147, 19. 20) „Gott hat in vergangenen Zeiten alle Heiden wandeln lassen ihre eigenen Wege.“ (Apg. 14, 16.) Und: „Ihnen (nämlich Paulus und seinen Begleitern) ward gewehret von dem Heiligen Geist, zu reden das Wort in Asien. Als sie aber kamen an Mysten??, versuchten sie durch Bithynien zu reisen; und der Geist ließ es ihnen nicht zu.“ (Apg. 16, 6. 7.)

 

6.

Die lehren: In der wahren Bekehrung des Menschen könnten dem Willen keine neuen Eigenschaften, Kräfte oder Gaben von Gott eingeflößt werde, und sonach sei der Glaube, durch den wir zuerst bekehrt werden und von dem wir unseren Namen „Gläubige“ haben, nicht eine Eigenschaft oder Gabe von Gott eingeflößt, sondern nur eine Tätigkeit des Menschen; eine Gabe könne er nur genannt werden im Hinblick  auf das Vermögen, zu ihm zu gelangen. Den damit widersprechen sie der Heiligen Schrift, welche zeugt, daß Gott neue Eigenschaften des Glaubens, des Gehorsams und des Gefühles seiner Liebe in unsere Herzen ausgießt: Ich will mein Gesetz in ihren Sinn geben und es in ihr Herz schreiben. (Jer. 31, 33.) Und: Ich will Wasser gießen auf die Durstigen und Ströme auf das Dürre; ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen. (Jes. 44, 3.) Und: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist. (Röm.5, 5.) Es widerstreitet auch dem beharrlichen Brauche der Kirche, welche bei dem Propheten bittet: Bekehre du mich, so werde ich bekehret. (Jer. 31, 18.)

 

7.

Die lehren: Die Gnade, durch welche wir zu Gott bekehret würden, sei nichts anderes denn ein sanftes Anraten oder (wie andere dies erklären) die vornehmste Art, zu wirken in der Bekehrung des Menschen, und diejenige, die sich am besten mit des Menschen Natur vertrage, sei die, welche durch Anraten geschehe, und es sei kein Grund vorhanden, weshalb diese anratende Gnade allein nicht genug sein sollte, um den natürlichen Menschen geistlich zu machen; ja, Gott bringe auf keine andere Weise als durch Anraten die Zustimmung des Willens hervor, und die Kraft der göttlichen Wirkung, wodurch sie die Wirkung des Satans übertreffe, liege hierin, daß Gott ewige, der Satan aber zeitliche Güter verspreche. Denn dies ist ganz Pelagianisch und der ganzen Schrift zuwider, welche außer dieser noch eine andere, viel kräftigere und göttlichere Art der Wirkung des Heiligen Geistes in der Bekehrung des Menschen anerkennt, wie bei  Hesekiel: „Ich will euch ein neues Herz, und einen neuen Geist in euch geben, und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen, und euch ein fleischernes Herz geben. (Hes. 36, 26.)

 

8.

Die lehren: Gott wende in der Wiedergeburt des Menschen solche Kräfte seines Allvermögens nicht an, durch welche Er dessen Willen kräftig und unfehlbar zum Glauben und zur Bekehrung hinwende, sondern nachdem die Gnade, welche Gott anwendet, um den Menschen zu bekehren, alle ihre Wirkungen vollbracht habe, könne der Mensch trotzdem Gott und dem Heiligen Geiste, wenn er nun seine Wiedergeburt vorhabe und ihn wiedergebären wolle, dermaßen widerstehen, und widerstehe oft auch in der Tat, daß er seine Wiedergeburt gänzlich verhindere; es bleibe also in seiner  eigenen Gewalt, wiedergeboren zu werden oder nicht. Denn dies bedeutet nichts anderes, als die Kraft der Gnade Gottes in unserer Bekehrung gänzlich aufheben und die Wirkung des allmächtigen Gottes dem menschlichen Willen unterwerfen, und dies den Aposteln entgegen, welche lehren: „daß wir glauben nach der Wirkung seines Wohlgefallens seiner Güte und das Werk des Glaubens in der Kraft. (2. Thess. 1, 11,) Und: daß seine göttliche Kraft uns alles, was zum Leben und zum göttlichen Wandelt dienet, schenket. (2. Petri. 1, 3.)

 

9.

Die lehren: Die Gnade und der freie Wille seien beide zum Teil Ursachen, welche zusammen den Anfang der Bekehrung wirken, und die Gnade gehe in der Reihenfolge des Wirkens der Wirkung des freien Willens nicht vorher, das heißt; Gott helfe dem Willen des Menschen selbst sich in Bewegung setzt und dazu bestimmt. Denn die alte Kirche hat diese Lehre schon seit langem in den Pelagianern verurteilt auf Grund der Wort des Apostels: „SO liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“ (Röm. 9, 16.) Ebenso: „Wer hat dich vorgezogen? Und was hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1.Kor. 4, 7.) Und: Es ist Gott, der in euch wirket beides das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen. (Phil. 2, 13.)